Am 26. Mai 1899 gründeten diese zehn Zürcher Baumeister die Genossenschaft Baumaterialienfabrik Giesshübel, aus der die heutige HGC hervorgegangen ist (in alphabetischer Reihenfolge): Emil Born, Guillaume Bowery, Manfred Diemer-Heilemann, Adolf Franceschetti, J. Platen, Gottlieb Ruoff, Alois Steinbrunner (Präsident), Otto von Tobel, Hans Widmer, und Alois Zurlinden. Das Präsidium der neu gegründeten Genossenschaft wurde vom Zürcher Unternehmer Alois Steinbrunner, dem späteren Gründer der Eternit Schweiz, übernommen. Mit Hans Widmer wurde im Folgejahr ebenfalls ein Gründungsmitglied zum ersten Direktor der Genossenschaft gewählt. Zum Schriftführer wurde Adolf Franceschetti auserkoren.
Genau 839’109.05 Schweizer Franken betrug der Umsatz im ersten «Geschäftsjahr» der HGC. Dieses dauerte insgesamt mehr als 19 Monate, da es bereits am 26. Mai 1899 mit der Übernahme der Kalk- und Zementfabriken Beckenried AG im Zürcher Industriequartier Giesshübel durch die neu gegründete Genossenschaft Baumaterialienfabrik Giesshübel begonnen hatte und erst per 31. Dezember 1900 endete. Im Vergleich dazu: Der Jahresnettoerlös der HGC Gruppe betrug 2023 mit CHF 841 Millionen mehr als das Tausendfache des ersten ausgewiesenen Jahresumsatzes.
Im Geschäftsjahr 1903 übertraf die Genossenschaft Baumaterialienfabrik Giesshübel erstmals die Umsatz-Schallmauer von einer Million Schweizer Franken. Nur acht Jahre später, also im Jahr 1911, überstieg der jährliche Umsatz mit CHF 10’291’985.65 bereits die 10-Millionen-Marke. Bis zur Erreichung von hundert Millionen Franken Jahresumsatz dauerte es dann 43 Jahre, also bis ins Jahr 1954 (CHF 102’060’522.66). Und noch einmal 55 Jahre später, also 2009, wurde erstmals die Milliardengrenze geknackt (CHF 1’004 Mio.).
Im Geschäftsjahr 1908, als die HGC in die Westschweiz expandierte und in Lausanne ein erstes Filialbüro eröffnete, wurde auch das erste Lastautomobil angeschafft. Der Kaufpreis betrug 7’000 Franken. Die HGC gehörte damit zu den Automobil-Pionieren der Schweiz, wurden damals im Transportwesen doch ausschliesslich Pferdefuhrwerke eingesetzt, die erst Jahre später flächendeckend durch motorisierte Kraftwagen ersetzt werden sollten. Heute hat die Transportflotte der HGC 87 Motorfahrzeuge, davon 15 Lieferwagen. Von den Fahrzeugen sind 35 mit Planen gedeckt, 27 haben eine Hebebühne, 54 führen einen Kran und 5 einen Mitnahmestapler mit. Ausserdem verfügt die HGC über 31 Anhänger und Auflieger. Zusätzlich verwendet die HGC in ihren Lagern aktuell 323 Gabelstapler und stellt ihren Mitarbeitenden 160 PWs, die entweder im Aussendienst eingesetzt werden oder den Mitarbeitenden an den Standorten zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen.
Die Direktion der HGC hatte seit ihrer Gründung mehrere Geschäftsstellen in der Stadt Zürich: Das erste Domizil befand sich von 1899 bis 1904 an der Usteristrasse 6 (wo heute der Globus steht). Die zweite Direktionsadresse war von 1905 bis 1906 an der Werdmühlegasse 17, die dritte befand sich von 1907 bis 1916 an der Seidengasse 13 und die vierte von 1917 bis 1921 an der Börsenstrasse 16. 1921 erfolgte der Umzug an die Beethovenstrasse (die Hausnummer kann den archivierten Dokumenten leider nicht entnommen werden), wo man bis 1949 blieb. Anschliessend zog die HGC an die Talstrasse 66 in den sogenannten «Thalhof» weiter. Von dort aus erfolgte 1955 der erste Umzug aus der Innenstadt, und zwar in das «Stauffacherhaus» am Stauffacherquai 46 im Stadtkreis 4, wo die HGC bis heute ihren Sitz hat.
In der 125-jährigen Geschichte der HGC gab es bisher 10 Geschäftsführer, die früher als Herr Direktor und heute als CEO bezeichnet werden. Nachdem der erste Geschäftsführer, der Zürcher Baumeister Hans Widmer, von 1900 bis 1919 von Zürich aus die operativen Geschicke der Genossenschaft Baumaterialienfabrik Giesshübel und späteren Handelsgenossenschaft des Schweizerischen Baumeisterverbandes geleitet hatte, wurden 1920 mit Ernst Teuscher und Emanuel Faesch zwei Co-Direktoren berufen. Teuscher leitete bis 1935 die Region Bern, die damals aus den Standorten Bern (seit 1911 Nachfolgestandort für das 1905 errichtete erste externe Depot in Ostermundigen), Lausanne (ab 1921), Biel (ab 1923), Carouge (ab 1926) und Genf (ab 1930) bestand. Faesch war bis zum Ausscheiden Teuschers im Jahr 1935 Direktor der Region Zürich und damit für die Standorte Zürich, Luzern (ab 1921), St. Gallen (ab 1924), Basel (ab 1932) und wohl auch für die Tessiner Filiale in Bellinzona (ab 1924) verantwortlich. Ab 1935 war Emanuel Feasch dann wieder für das ganze Schweizgeschäft verantwortlich das in seiner Amtszeit, die bis 1949 dauerte, noch durch den Standort Martigny (ab 1948) erweitert wurde. Auf Faesch folgte 1950 Albert Lang (bis 1978), auf diesen Karl Andres (1978 bis 1984). Dieser wurde ad interim durch Hans Imthurn ersetzt (1984 und 1985), der seinerseits von Franz Stadelmann (1985 bis 2002) abgelöst wurde. 2002 folgte René Furler (bis 2013), von diesem übernahm Stephan Urwyler (2013 bis 2019) das Amt, ehe der damalige Verkaufsdirektor Martin Tobler 2019 zum CEO aufrückte.
Seit ihrer Gründung hatte die Genossenschaft 14 Verwaltungsratspräsidenten: Alois Steinbrunner, Zürich (1899 und 1900), Otto von Tobel, Zürich (1901 bis 1908), Johann Landis, Zug (1908 bis 1920), Dr. Gion Luregn Gagianut, Zürich (1921 bis 1941), Emil Sigrist, St. Gallen (1941 bis 1951), Carlo Ghielmetti, Bern (1952 bis 1970), Carl Bochsler, Uznach (1970 bis 1981), Klaus Dangel, Richterswil (1982 bis 1984), Oscar Richner, Langenthal (ad interim 1984), Erich Ineichen, Oberwil-Zug (1984 bis 1993), Rudolf Bruderer, St. Gallen (1994 bis 1998), Fritz Gossniklaus, Thun (1999 bis 2008), Christian Danz, Luins (2009 bis 2017) und Beat Juen, Oberwil (2017 bis 2024).
Schon kurz nach der Gründung der Genossenschaft Baumaterialienfabrik Geisshübel begann sich deren Mitgliederzahl markant zu erhöhen: So hatte sie schon nach dem ersten Geschäftsjahr (1899/1900) 105 Mitglieder. Diese Zahl sollte sich bis ins Jahr 1905, als die Genossenschaft offiziell in «Handelsgenossenschaft des Schweizerischen Baumeisterverbandes» umgetauft wurde, mit einer Erhöhung auf 256 Mitglieder mehr als verdoppeln. Schon 1920 konnten erstmals über 1’000 Mitglieder gezählt werden, nachdem allein 1919 155 neue Mitglieder hinzugekommen waren, als die konkurrierende «Schweizerische Baumaterialien-Genossenschaft» in Liquidation gegangen war. Der Mitgliederbestand der HGC wuchs bis ins Jahr 1936 kontinuierlich an auf 1’689 Mitglieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Mitgliederzahl über die Jahrzehnte noch einmal sehr stark zu und war bis 2014 erstmals auf über 4’000 geklettert. Seither ist sie wieder rückläufig, und die HGC zählt aktuell (Stand 15. März 2024) 3’030 Mitglieder.